Die Küche lebt vom Applaus. Sie ist der Star der Party. Der Ort, an dem Ideen geboren werden, bierschwanger. Die Coverband "Jeder Ton kein Treffer", zum Beispiel. Warum. Warum eigentlich. Warum eigentlich hier. Warum trifft man sich nicht zum Beispiel im Wohnzimmer, englisch: Living Room. Da steckt doch das Leben schon drin, und nicht in der Küche, wo gegebenenfalls Bioabfall stinkt oder der Limburger aus der Kühlung, wenn einer noch ein Bier holt oder zwölf für alle, die hier lachen, zusammengepfercht auf dem nachlässig gewischten Boden vor dem Ofen, und nicht im Wohnzimmer, bei dem einen, der auf grindr nach Anschluss sucht und immer noch nicht bemerkt hat, allein zu sein.
In der Küche meiner einen Oma spielte ich Elfer Raus, lernte Schach und überredete sie - Druckmittel Tränen - die traurigen beigegrauen Papierränder der lokalen Tageszeitung mit Kugelschreiber in meterlange Züge und Entenfamilien umzugestalten. In der Küche der anderen Oma gab es Zitronenlimonade zur Kartoffelsuppe und auf ihrem Schoß piekste manchmal ein vergessenes weißes Haar auf ihrem Kinn in meine Wange.